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Venue

Goethe-Institut Bucharest, Bucharest, Romania

Date

14 Jun 2022 - 02 Jul 2022

Exhibition Type

Solo

Der Fluss Evros/Meriç bildet die einzige “Landgrenze” zwischen Griechenland und der Türkei. Von Bulgarien im Norden bis zum Ägäischen Meer im Süden ist diese sogenannte “natürliche” Grenze seit langem in ein größeres System der Grenzverteidigung eingebunden.
Seit Jahren berichten Migrant*innen und Flüchtende, die den Fluss nach Griechenland überqueren, dass sie von unbekannten maskierten Männern nachts aufgehalten, geschlagen und über den Fluss in die Türkei “zurückgeschoben” werden, ohne Zugang zu Asylverfahren. Die verdeckte Gewalt begann im März 2020, als die türkische Regierung ihre Grenzen zu Griechenland öffnete und Tausende von Migrant*innen und Flüchtenden in die Region strömen ließ. Die griechische Regierung erklärte dies zu einer “hybriden Invasion” und entsandte Polizei und Militär. In der Folge wurden zwei Menschen erschossen und mindestens sechs weitere durch Schüsse von der griechischen Seite der Grenze aus verletzt.

Bis heute bezeichnen griechische Behörden Berichte über Schießereien und Push-Backs als “Fake News” und weigern sich, Nachforschungen anzustellen. Dies wird durch die komplexe, militarisierte Geographie der Region ermöglicht. An beiden Ufern des Flusses verläuft eine “Pufferzone”, die Zivilist*innen, humanitären Helfer*innen, Wissenschaftler*innen und Beobachter*innen den Zugang verwehrt. In dieser Pufferzone befinden sich häufig Verhaftungsstellen und Grenzposten, sodass diejenigen, die den Fluss überqueren, isoliert, außer Sichtweite sind. Die Festgenommenen berichten, dass ihre Telefone, Dokumente und Besitztümer konfisziert und oft in den Fluss geworfen wurden. Dies deutet auf eine Operation hin, die sorgfältig darauf ausgelegt ist, die eigenen Spuren zu verwischen.

Die hier vorgestellten Untersuchungen durchdringen den Schleier des Abstreitens von Verantwortung und zeigen, dass die Push-Backs am Evros/Meriç methodisch und weit verbreitet sind. Mithilfe einer Interviewtechnik, die als “situierte Zeug*innenaussage” bezeichnet wird, rekonstruiert Forensic Architecture zwei Fälle. Zum einen von Fady, einem syrischen Mann, der in Deutschland als Geflüchteter anerkannt, aber in Griechenland verhaftet und kurzerhand über den Fluss abgeschoben wurde, und zum anderen Kuzey, einem türkischen Mann, der innerhalb von neun Tagen fünfmal verhaftet, gefoltert und über den Fluss “zurückgeschoben” wurde.

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